Mineralienfunde beim Umbau des Schleizer Landratsamtes 2004

Im Stadtgebiet von Schleiz ging einst Bergbau auf Silber, Kupfer, Eisen und Kobalt um. Der Heimatforscher Robert Hänsel stellt im "Reußischen Erzähler von 1935 fest, dass der Schleizer Silberbergbau erstmals 1318 in der Gegend der Holzschuherischen Metallwarenfabrik bezeugt ist. Noch ältere Spuren sollen sich im Bereich der Schwenderischen Brauerei befinden.

Das er damit nicht unrecht hatte, zeigte sich beim Aushub der Baugrube für den Neubau des Landratsamtes in Schleiz. Hier stieß man auf einen alten Stollen, welcher durch devonische Kalksteine und Lederschiefer führte.

Stollenpositiv in Beton (dahinter das Wisentahaus)
Stollenpositiv in Beton (dahinter das Wisentahaus)

Das Foto oben zeigt eine Positivform des gefundenen Stollens. Dieser wurde erst mit Beton verfüllt und dann später doch noch freigelegt, da er scheinbar doch das Fundament des Gebäudes beeinträchtigte. Stollen war leider nur kurze Zeit befahrbar.

betonierter Stollen Blick in Richtung Wisenta
betonierter Stollen Blick in Richtung Wisenta

Der recht oberflächennahe Stollen, ca. 3 m Überdeckung führte vom Landratsamt in Richtung Wisenta. Ca. 8 m nach dem Zugang in der Baugrube, befand sich ein Verbruch. Aufgrund der Lage und der Form des Verbruches, könnte man zu der Einschätzung gelangen, dass sich hier mal ein Lichtloch bzw. ein Schacht befunden haben könnte.

 

Die Höhe des Stollen lag zwischen 1,30 - 1,60 m bei einer Breits von 0,60 - 0,80 m.Der Stollen wurde sehr sauber mit Schlägel und Eisen herausgeschrämmt. 

Der Stollen durchschneidet Schichten aus grauen Kalkstein und braun-grünlichen Lederschiefer. Die Gesteine liegen annähernd horizontal. Im Bereich der Kalksteine treten kleine Trümmchen mit braunen erdigen Limonit auf. Teilweise findet sich darin auch noch frischer Chalkopyrit. Ob diese diese Trümmchen ursprünglich mal nur aus Chalkopyrit bestanden oder aus Siderit bleibt offen. Unweit der Baustelle in Richtung Glücksmühle gibt es derartige Sideritgängchen, jedoch im Diabas und nicht im Kalkstein. Bis auf einige Kalksinter im Bereich der Firste und an einigen Stellen der Ulmen, waren keine weiteren Mineralien im Stollen zu erkennen.

 

 

 

Mineralien

Rudolf Hundt geht in seiner Abhandlung über die "Kupfererzführung mitteldevonischer Schichten in Schleiz und Umgebung" davon aus, dass die Silbergewinnung aus den Antimonerzen erfolgte.

Nun der  hier beschriebene temporäre Aufschluss zeigte jedoch, dass es auch Fahlerz in den Erzgängen im Stadtgebiet von Schleiz gab. Genauer gesagt handelt es sich um Tetraedrit. Dieser ergab einen Silbergehalt in einer analysierten Probe von bis zu 2 Prozent. Somit kommt das Fahlerz auch als Silberlieferant für die Schleizer Brakteaten in Betracht.

Tetraedrit kommt als undeutlich ausgebildet Tetraeder auf Quarz oder Calcit vor. Häufiger jedoch bildet er  eingewachsene Putzen, die wiederum oft von Parzit überkrustet sind.

Erythrin stellt wohl das interessantes Mineral der Fundstelle dar. Er tritt in Form von feinnadligen bis plattigen Kristallen vorwiegend in Quarzdrusen auf. Die Farbe reichtr von tief kirschrot bis hellrosa. Die Kristallgröße lag aber kaum über 3 mm. Die Ausbildung und Anordnung der Kristalle ist jedoch sehr attraktiv. Das Vorkommen von Kobalt ist in den Erläuterungen zur geologischen Karte zum Blatt Schleiz von Wiefel und Schlegel erwähnt. Dies verwundert auch nicht, da sich keinen Kilometer entfernt die Kobaltzeche "Eduard" befand, auf der doch in den vergangenen Jahrhunderten doch etliche Zentner Kobaltnickel gewonnen wurden.

Als weiteres farbintensives Mineral fand sich Azurit in kleinen Kristallen und als dünnen Belägen. Er bildet feine Nadeln, die auch hin und wieder zu radialstrahligen Gebilden verwachsen sind. Die kleinen Kristalle können einen starken Glanz aufweisen.

Neben dem Tetraedrit lies ich ein weiteres Mineral analysieren. Es handelt sich hierbei um Tirolit. Dieser tritt als dünne Beläge und in Form von aus blättrigen Kristallen aufgebatuen Halbkugeln auf. Mit seiner türkisgrünen Farbe unterscheidet er sich deutlich vom Malachit.

Pyrit kam recht selten vor. Einmal fand er sich jedoch in Form von eingewachsenen Pentagondodekaeder vor. Es fanden sich auch kleine kuglige Sulfidkonkretionen, die wahrscheinlich zum Großteil aus Pyrit bestanden.

Malachit fand sich recht selten in diesem Bereich. Hier bildet er dünne Krusten und selten kugelförmige Gebilde auf Quarzkristallen. Nadlige Malachitkristalle konnten nicht ausgemacht werden.

Calcit tritt hin und wieder zusammen mit anderen Karbonaten und Brauneisenstein auf.

Um sehr wahrscheinlich Partzit handelt es sich bei den gelbgrünen Krusten und Zersetzungprodukten des Tetraedrits.

Chalkopyrit war das Haupterz der Gangfüllungen, die durch Bergbau aufgesucht wurden. Meist ist er oberflächennah zu erdigen Limonit verwittert. In einigen Bereichen fand sich aber auch frischer hochglänzender Chalkopyrit in Form von putzenartig eingelagerten Partien. Begleitet wird er von Tetraedrit, Malachit, Azurit und Erythrin. In einem Fall fand sich auch ein 2 mm großer limonisierter Chalkopyritkristall auf Quarz.

An weiteren Mineralien fand sich noch stark limonisierter Ankerit, unbestimmtes Manganmineral in Form von Dendriten und Überzügen und kleine gelbe Dolomitkristalle.

 

Andere Mineralien, wie sie auch in den Erläuterungen von Wiefel und Schlegel benannt werden, wie z.B. Bornit, Tennantit oder Antimonit konnte an diesem Aufschluss nicht aufgefunden werden.

Sonstiges

 

Bei den aufgefundenen Mineralien ist ein große Ähnlichkeit in Form, Ausbildung und Paragenese zu den Fundpunkten im Bereich des Löhmaer Burgholzes und des Steinbruchs Burgk festzustellen.

 

Zwischen der Baugrube und der ehemaligen Kobaltzeche "Eduard" sind entlang der ehemaligen Bahnlinie weitere kleine Gängchen aufgeschlossen, die wiederum fast nur Kristallquarz und Siderit enthalten. Der Siderit füllt die kleinen Gänge kluftfrei aus. Im Saalband finden sich winzige Putzen aus Kupferkies, die dann meist noch einen dünnen Überzug aus Malachit aufweisen.

 

In Richtung Glücksmühle befindet sich ein u-förmiger Hohlraum, der womöglich auch ursprünglich auf einen Bergbauversuch zurückgeht. Seine letzte Verwendung fand er wahrscheinlich als Bunker im 2.Weltkrieg, was man aufgrund der Ausbauten schließen könnte. In dem im  Diabas angesetzten Hohlbau finden sich jedoch bis auf wenige Karbonatgängchen keine Spuren von Mineralien.

 

Im Jahr 2010 bot sich nochmals kurz und leider schon zu spät, die Gelegenheit den Keller des Hotels "Freundschaft" zu befahren. Dieser war teilweise ausgemauert, ließ aber in den restlichen Bereichen, Diabastuff und Bänderschiefer erkennen. Die sich darin zeigenden dünnen Quarzgängen zeigten aber lediglich erdigen Limonit auf winzigen Bergkristallen. Die Gänge erreichten kaum eine Stärke von 2 cm.

Interessant ist aber, dass in einigen Bereichen des Kellers kleine Nebenstrecken vorkamen, z.B. eine die in Richtung Richtung Kaufhaus führte, die aufgrund des Streckenprofils auf Bergbau zurückgehen könnten.

 

Es bleibt interessant abzuwarten, was der Untergrund der Stadt  Schleiz an alten Bergbau und Mineralien noch so bereithält.

 

 

 

Quellen:

Hundt, Rudolf, Kupfererzführung mitteldevonischer Schichten in Schleiz und Umgebung, Sonderdruck aus „Zeitschrift für praktische Geologie“, 47 Jg. 1939, Heft 4 Verlag von

 

Wilhelm Knapp in Halle

Hänsel, Robert Der Silber- und Kupferbergbau bei Schleiz und Löhma und die Schmelzhütte in Weckersdorf

 

Gerhard Schlegel und Heinz Wiefel

Erläuterungen zur Geologischen Karte Blatt Schleiz, 2.Auflage Weimar 1998

 

Brendel Erhard, Der Bergbau im Kreise Schleiz bis zu Mitte des 20.Jahrhunderts, Tanna